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Chhunly Pagenburg

Glück im Frühling – und im Unglück 

Sein Klub: der „Club“. Chhunly Pagenburg sitzt auch aus alter Verbundenheit zu seinem Heimatverein im Aufsichtsrat des 1. FC Nürnberg, sein Geld verdient der Ex-Profi mittlerweile größtenteils als Immobilienunternehmer. Und das, obwohl er für seine Karriere als Fußballer eine Bankkaufmannslehre abbrechen musste. 

Dabei war Chhunly alles andere als unvorsichtig an seine Profilaufbahn herangetreten. Im Gegenteil: „Es war mir wichtig, eine Ausbildung abzuschließen. Das hatte ich auch mit meinen Eltern und meinem Berater so besprochen“, erzählt der heute 37-Jährige. „Aber dann wurde ich vom Ausbildungsbetrieb vor die Wahl gestellt: Entweder Fußball oder Lehre. Tja, und als 18-Jähriger mit Ausblick auf einen Vertrag bei den Profis habe ich mich dann für den Fußball entschieden.“ Die Rechnung ging zunächst auf: Im Februar 2006 gab Chhunly – den Trainer-Ikone Hans Meyer damals nur „mein Kleener“ nannte – sein Debüt für Nürnberg in der Bundesliga. 

In der darauffolgenden Spielzeit feierte der „Kleene“ mit dem FCN sogar den größten Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte und durfte in Berlin den DFB-Pokal in den Nachthimmel recken. „Ich kriege immer noch Gänsehaut, wenn ich darüber nachdenke. Zu sehen, was dieser Pokalgewinn den titellosen Nürnberger Generationen bedeutet hat, war wirklich ein unbeschreibliches Gefühl.“ 

Chhunly hat einen Plan B – auch ohne Ausbildung 

Doch irgendwie schien der gebürtige Nürnberger insgeheim schon geahnt zu haben, dass die Karriere auch schwierige Zeiten bereithalten könnte. Im Rahmen seiner Möglichkeiten tat er alles, um sich gegen die Unwägbarkeiten des Profisports abzusichern; trat beispielsweise in die VDV ein und schloss zudem bei der DK Sportler beraten Sportler eine Berufsunfähigkeitsversicherung ab. „Ich und meine Familie wussten: Im Fußball kann es schnell gehen. Eine Verletzung und du bist raus.“ 

Und die eine Verletzung kam. Leider sogar sehr früh in der Karriere, obwohl sie zunächst unbemerkt blieb. „Die ersten Anzeichen habe ich schon gespürt, als ich 2007 von Nürnberg zu 1860 München wechselte“, erinnert sich Chhunly. „Keiner wusste, was es genau war. Nach eineinhalb Jahren Leidenszeit fand man dann endlich heraus, dass es sich um eine chronische Entzündung im Iliosakralgelenk handelte.“ 

Der Körper streikt 

Chhunly kämpfte sich zurück, schaffte 2013 nach Engagements in Erfurt und Trier sogar noch einmal den Sprung in die 2. Bundesliga zum FSV Frankfurt. „Aber als dort das Trainingspensum und die Belastung wieder höher wurden, hat der Körper erneut gestreikt.“ Nach fast einem weiteren Jahr Verletzungspause – zur ISG-Entzündung war mittlerweile ein Knorpelschaden im Knie hinzugekommen – entschied der damals 29-Jährige, die Schuhe an den Nagel zu hängen. „Am Ende des Tages macht es einfach keinen Sinn, für ein paar Jahre mehr seinen Körper kaputtzumachen.“ 

Vorher schaffte er es immerhin noch, sein erstes (und einziges) A-Länderspiel zu bestreiten. Allerdings nicht für Deutschland – in der U-19 und U-17 war er noch für die DFB-Elf aufgelaufen –, sondern für Kambodscha, dem Heimatland seiner Mutter. „Das war wirklich aufregend. Länderspiele in Kambodscha sind ein bisschen mehr, sagen wir, ‚freestyle‘ als in Europa. Ich bin da hingereist und wusste nicht: Wann wird trainiert? Wann wird gespielt? Findet das Spiel überhaupt statt? Aber es war eine großartige Erfahrung und es wären bestimmt noch weitere Länderspiele dazugekommen, hätte ich noch weitergespielt.“ 

Glück im Unglück: Das vorzeitige Karriereende traf Chhunly finanziell nicht so hart. Das lag zum einen an den bereits erwähnten Absicherungen und zum anderen an seiner neuen Leidenschaft: Immobilien. „Während einer meiner längeren Reha-Phasen habe ich angefangen, mich intensiv mit dem Immobilienmarkt in Nürnberg auseinanderzusetzen. Zusammen mit zwei Mitspielern aus der Jugend habe ich dann nach meinem Karriereende mehrere Gesellschaften gegründet, die Mehrfamilienhäuser in Nürnberg und Berlin kaufen, sanieren und vermieten.“ 

Immer noch ein Teil der Gemeinschaft 

Das eher rationale und zahlenlastige Immobiliengeschäft hält Chhunly jedoch nicht davon ab, seine alten Verbindungen aufrechtzuerhalten. Das gilt auch für die VDV: „Ich kriege nach wie vor alles mit, lese weiterhin die ‚WIR PROFIS‘. Ich finde es wichtig, dass man auch dann Teil der Profi-Gemeinschaft bleibt, wenn man nicht mehr aktiv dabei ist.“ 

Auch seinem Ex-Klub ist er erhalten geblieben. Seit 2020 ist Chhunly im Aufsichtsrat des 1. FC Nürnberg vertreten, seit Dezember 2023 sogar stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender. Auch er hat also seinen Anteil daran, dass sich der „Club“ jüngst einen Ruf als Talentschmiede erarbeitet hat. „Als Spieler, der die komplette Jugend beim FCN verbracht hat, ist es für mich natürlich eine Herzensangelegenheit, dass unser Nachwuchs aufblüht. Ich glaube, da machen wir aktuell einen sehr guten Job.“ 

Trotz abgebrochener Ausbildung hat es Chhunly also geschafft, sich ein erfolgreiches zweites Standbein als Unternehmer aufzubauen – ohne seine fußballerischen Wurzeln aufzugeben. Kein Wunder, schließlich trägt er das Glück im Namen: Der Vorname Chhunly ist kambodschanisch und bedeutet „Glück im Frühling“. Chhunly Pagenburg erlebt gerade seinen zweiten. 

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