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Luca Bazzoli: 

„Die Leute hier hätten schon noch Bock auf mehr“ 

Damit die Rückkehr in die 3. Liga keine Momentaufnahme bleibt, verstärkte sich der SC Preußen Münster vor der Saison auf fast allen Positionen. Einer der wichtigsten Neuzugänge: Defensivspezialist Luca Bazzoli (23), der vom VfB Stuttgart an die Hammer Straße wechselte und sich dort mit überzeugenden Leistungen direkt einen Stammplatz sicherte. WIR PROFIS sprach mit Luca über seine italienischen Wurzeln, Krafttraining im Fußball und die Ambitionen des SCP. 

WIR PROFIS: Luca, seit dieser Saison trägst du den Preußen-Adler auf der Brust. Wie bewertest du eure Hinrunde als Aufsteiger in der 3. Liga? 

Luca Bazzoli: Ich denke, „solide“ trifft es ganz gut. Wir sind alle mit dem Gefühl in die Winterpause gegangen, dass wir zu viel haben liegen lassen. Da waren viele gute Spiele dabei, in denen wir uns genügend Torchancen herausgespielt haben, die wir dann aber durch teils wirklich dumme Gegentore aus der Hand gegeben haben. Für die Rückrunde wollen wir daher unbedingt an unserer Effizienz arbeiten. Wenn uns das gelingt, sind wir in der Liga gut dabei. 

WIR PROFIS: „Gut dabei“ bedeutet in diesem Fall: Ihr wollt in erster Linie den Klassenerhalt sichern? 

Luca Bazzoli: Ja, als Aufsteiger ist das natürlich unser oberstes Ziel. Dafür haben wir, wie gesagt, eine solide Grundlage geschaffen; mehr aber auch nicht. Wir müssen also erst einmal nach unten schauen und unsere Hausaufgaben erledigen. Das heißt aber nicht, dass wir nicht grundsätzlich hungrig nach mehr sind. 

WIR PROFIS: Zumal Preußen Münster als ehemaliger deutscher Vizemeister und Gründungsmitglied der Bundesliga eine große Vergangenheit hat. Sorgt dieses Traditionsbewusstsein für eine hohe Erwartungshaltung im Klubumfeld? 

Luca Bazzoli: Ja, das ist auf jeden Fall immer spürbar. Man muss sich nur ansehen, wie voll unser Stadion an jedem zweiten Wochenende ist, wie die Fans den Klub leben, wie sie mit uns Spielern umgehen und welcher Zusammenhalt hier herrscht. Das ist schon etwas Besonderes und ich glaube, die Leute hier hätten schon noch Bock auf mehr! 

WIR PROFIS: War dieser starke Zusammenhalt einer der Gründe, warum du dich für Preußen entschieden hast? Dem Vernehmen nach hattest du vor der Saison ja durchaus auch andere, höherklassige Angebote … 

Luca Bazzoli: Ja, definitiv. Als ich mit den Verantwortlichen in Kontakt getreten bin, allen voran Sascha Hildmann und Peter Niemeyer, war die Verbindung zur Fanszene immer wieder Thema. Das hat mich damals schon beeindruckt und war definitiv ein Punkt, der ausschlaggebend war.

WIR PROFIS: Du kamst aus der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart. Hast du bei den Schwaben keine Perspektive mehr gesehen oder brauchtest du einfach einen Tapetenwechsel? 

Luca Bazzoli: Sagen wir mal: Teils, teils. Mein Vertrag beim VfB war ausgelaufen, ich hatte mir aber auch keine großen Hoffnungen gemacht, mittelfristig einen Platz im Profikader zu bekommen. Daher wollte ich mir einen Klub suchen, bei dem ich auf jeden Fall im Profibereich spielen werde. Ich bin nämlich nicht der Typ, der sich gerne auf die Bank setzt. Wobei: Wer ist das schon (lacht)? 

WIR PROFIS: Wenn die Hinrunde von euch als Team „solide“ war – wie bewertest du dann deine eigene Leistung im ersten Halbjahr? 

Luca Bazzoli: Mit dem Hintergrund, dass es meine erste Profisaison ist: Echt gut! Ich will mich natürlich nicht selbst übermäßig loben (lacht). Aber ich bin einigermaßen zufrieden mit mir, wobei ich die Leistung nicht an einer Schulnote festmachen will. Am Anfang habe ich ein bisschen Zeit gebraucht, um reinzukommen, aber ich denke, das ist normal. Mit jedem Spiel, das du machst, gewinnst du dann mehr Sicherheit und traust dir mehr zu. 

WIR PROFIS: Früher bist du auch mal im Zentrum oder in der Innenverteidigung aufgelaufen, mittlerweile hast du mit der Sechserposition deine Paraderolle gefunden. Warum liegt dir die Position so gut? 

Luca Bazzoli: Dazu muss man sagen, dass ich eigentlich immer schon gelernter Sechser war. Dass ich zwischenzeitlich Innenverteidiger gespielt habe, war eigentlich nur Zufall: Bei einem Testspiel mit dem FSV Frankfurt bin ich aus der Not heraus in die Innenverteidigung gerutscht und habe offenbar ein super Spiel gemacht, denn danach habe ich den Rest der Saison neben Dominik Nothnagel nur noch dort gespielt (lacht). Was aber ein Glücksfall war, denn wegen der guten Leistungen auf dieser Position ist der VfB Stuttgart auf mich aufmerksam geworden. Mein dortiger Trainer Frank Fahrenhorst meinte dann irgendwann: ‚Komm, wir packen dich mal wieder auf die Sechs, damit du ein bisschen mehr nach vorne machen kannst, deine defensiven Qualitäten aber trotzdem zur Geltung kommen.‘ Und es ist tatsächlich auch nach wie vor meine Lieblingsposition. 

WIR PROFIS: Dein athletischer Körperbau kommt dir im Spiel gegen den Ball ebenfalls zugute. Tust du viel dafür oder bist du einfach mit einer guten Genetik gesegnet? 

Luca Bazzoli: Nein, die genetische Veranlagung ist bei mir, was das angeht, sogar eher schlecht (lacht). Ich muss schon viel dafür tun: Extra-Krafttraining vor oder nach den Einheiten mit der Mannschaft absolvieren und natürlich auf die Ernährung achten. Angefangen hat das damals in der Corona-Pause, als wir alle zuhause festsaßen. Da habe ich die Zeit genutzt und angefangen, zu trainieren. Ich habe sehr schnell gemerkt, dass mir ein stabilerer Körper bei meiner Spielart enorm weiterhilft. Beim FSV Frankfurt war ich nämlich noch einer der schmächtigeren Spieler gewesen. 

WIR PROFIS: Einheiten im Kraftraum stehen heutzutage bei fast allen Profiklubs auf dem Plan. Wird Muskelaufbau als Stellschraube, gerade für Defensivspieler, dennoch unterschätzt? 

Luca Bazzoli: Mit Sicherheit! Man muss natürlich darauf achten, nicht zu viel Masse aufzubauen, damit Schnelligkeit und Beweglichkeit nicht beeinträchtigt werden. Außerdem gibt es Spielertypen, die schnell überlastet sind und durch zu viel Krafttraining eine Muskelverletzung riskieren würden. Aber im Einzelfall kann der Aufbau von Muskelmasse enorme Verbesserungen für das eigene Spiel mit sich bringen. Nicht nur in physischer, sondern auch in psychologischer Hinsicht, denn oftmals wirkt sich ein stärkerer Körperbau auch positiv auf das Selbstbewusstsein und Selbstverständnis aus. 

WIR PROFIS: Apropos Selbstverständnis: Dein Vater ist italienischer, deine Mutter deutscher Abstammung. Welcher der beiden Nationen drückst du im Fußball die Daumen? 

Luca Bazzoli: Ich mache es mir immer einfach und drücke beiden die Daumen. Ich hoffe wirklich, dass Deutschland und Italien bei der Europameisterschaft aufeinandertreffen, denn dann ist hier zuhause immer ordentlich Stimmung (lacht). Es kommen dann viele Freunde aus beiden Fanlagern zu Besuch und wir fiebern gemeinsam mit. 

WIR PROFIS: Wie siehst du beide Teams im Hinblick auf die EURO 2024 aufgestellt? 

Luca Bazzoli: Eigentlich ziemlich gut. Italien hat einen kleinen Umbruch hinter sich; die großen Figuren der letzten Turniere, Chiellini und Bonucci, sind nicht mehr dabei, trotzdem hat der Kader enorme Qualität. Das gilt für die DFB-Elf genauso. Auch wenn es hierzulande zuletzt große Diskussionen gab und die Ergebnisse nicht so stimmten, mangelt es der Mannschaft aus meiner Sicht nicht an guten Spielern. 

WIR PROFIS: Sondern? An durchtrainierten Sechsern wie dir? 

Luca Bazzoli: (lacht) Ja, vielleicht. So ein Typ Schweinsteiger täte der jetzigen Mannschaft sicher noch ganz gut. Aber ich bin trotzdem optimistisch und glaube, dass Deutschland bei der Europameisterschaft im eigenen Land eine gute Rolle spielen wird. 

WIR PROFIS: Abschließend: Wie bist du auf die VDV aufmerksam geworden und welche Services der Spielergewerkschaft schätzt du besonders? 

Luca Bazzoli: Da muss ich ehrlich sein: Ich bin damals auf die VDV gar nicht wegen ihrer gewerkschaftlichen Aktionen aufmerksam geworden, sondern weil ich ein Auto über die ASS Athletic Sport Sponsoring GmbH beziehen wollte und VDV-Mitglieder dort zu den berechtigten Zielgruppen zählen. Erst nach meinem Eintritt habe ich mich so richtig mit der Spielergewerkschaft auseinandergesetzt und verstanden, welchen Support sie für Fußballprofis leistet. Und was soll ich sagen: ASS habe ich nur ein Jahr genutzt, aber VDV-Mitglied bin ich immer noch aus Überzeugung! 

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