News

VDV-Spielerratsmitglied Daniel Heber:

„Die wenigsten von uns werden nach der Karriere ausgesorgt haben“ 

Sein Name klingt nach Kunstschuss, sein Kerngeschäft aber sind Zweikämpfe: Daniel Heber (29) verstärkt seit Anfang des Jahres die Innenverteidigung des 1. FC Magdeburg und bereits seit Ende 2021 den Spielerrat der VDV. WIR PROFIS sprach mit ihm über die schönsten und schwierigsten Momente seiner bisherigen Karriere. 

WIR PROFIS: Daniel, du bist in NRW geboren und hast lange im Ruhrgebiet gespielt. Wie gut hast du dich seit deinem Wechsel Anfang des Jahres in Magdeburg eingelebt? 

Daniel Heber: Die Stadt gefällt uns! Ich bin zusammen mit meiner Frau und meinem kleinen Sohn in eine schöne Wohnung gezogen und auch sonst haben wir alles, was wir brauchen: Viele Freizeitmöglichkeiten, Grünflächen für lange Spaziergänge und von den Menschen hier sind wir ebenfalls herzlich aufgenommen worden. Wir fühlen uns auf jeden Fall ziemlich wohl! 

WIR PROFIS: Der FCM ist eines von nur fünf deutschen Teams, das den Europapokal der Pokalsieger gewinnen konnte. Wie viel Traditionsbewusstsein ist in und um den Klub heute noch zu spüren? 

Daniel Heber: Dass der Titel von 1974 nach wie vor etwas Besonderes ist, sieht man daran, dass es noch heutzutage immer mal wieder Sondertrikots gibt, die an diesen Erfolg erinnern. Ich habe auf jeden Fall direkt gemerkt, dass es hier in Magdeburg eine starke Bindung zum Verein gibt. Man spürt es überall, egal ob ich durch die Stadt laufe oder auf dem Feld stehe. Jeder im Umkreis von Magdeburg ist auch Fan unserer Mannschaft – das ist hier eben ein richtiger Traditionsklub! Egal ob Jung oder Alt, alle möchten mit einem sprechen oder ein Foto machen. Das habe ich in der Form auch noch nicht erlebt. 

WIR PROFIS: Euren Trainer Christian Titz kanntest du noch aus Essener Tagen. War er einer der Gründe, warum du dich für Magdeburg entschieden hast? 

Daniel Heber: Auf jeden Fall! Dass ich bereits bei Rot-Weiss Essen unter Christian trainiert habe, war definitiv ein Punkt, der für den Schritt nach Magdeburg gesprochen hat. Aber natürlich gab es noch viele weitere Gründe, nicht zuletzt auch die Chance, in der 2. Bundesliga spielen zu können. 

WIR PROFIS: Was sind deine – beziehungsweise eure – Ziele für die Saison 2023/24? 

Daniel Heber: Wir haben eine stabile Rückrunde hinter uns gebracht und uns in der 2. Bundesliga etablieren können. Trotzdem müssen wir uns weiterhin stabilisieren und schauen, wo wir stehen. Deswegen kann und will ich für die Mannschaft keine tabellarischen Ziele aussprechen. Wir wollen guten Ballbesitzfußball spielen und dabei möglichst effektiv mit unseren Chancen umgehen. In der Mannschaft steckt viel Qualität und ich bin überzeugt, dass wir im Vergleich zur letzten Rückserie noch eine Schippe drauflegen können. Für mich persönlich hoffe ich einfach, dass ich mich weiterhin gut einfinde und eine wichtige Rolle im Team spielen kann. Im besten Falle sind wir dann auch als Mannschaft erfolgreich! 

WIR PROFIS: Apropos Erfolg: Im vergangenen Jahr konntest du mit Rot-Weiss Essen den lang ersehnten Aufstieg in die 3. Liga feiern. War das der größte Erfolg deiner bisherigen Karriere? 

Daniel Heber: Wenn man die Spiele in der 2. Bundesliga ausklammert, dann war das für mich der größte Erfolg, ja. Es war immer unser Ziel als Team. Und als wir es dann endlich geschafft haben, hat uns das nochmal zusammengeschweißt. Ich wollte diesen Aufstieg unbedingt mit Essen schaffen und habe auch Angebote von anderen Klubs abgelehnt, um dieses Ziel zu erreichen. Wir alle hatten uns total darauf eingeschworen. Umso schöner war der Moment, als es so weit war und wir uns endlich belohnen konnten. Also: Es war definitiv ein Highlight in meiner Karriere – aber jetzt bin ich hier und möchte weitere folgen lassen. 

WIR PROFIS: Kommen wir zu den weniger schönen Momenten deiner Karriere: 2014 hast du dir im Training das Kreuzband gerissen … 

Daniel Heber: Kreuzband, Innenband und Außenmeniskus – alles auf einmal. Das war während eines Probetrainings auf Kunstrasen und ich erinnere mich leider noch sehr genau an den Moment. Es war ein fast unerträglicher Schmerz. 

WIR PROFIS: 2021 folgte zudem noch ein Wadenbeinbruch. Wie hast du nach diesen schweren Verletzungen den Mut behalten und es geschafft, dich zurückzukämpfen? 

Daniel Heber: Nach dem Kreuzbandriss war es besonders schwierig, da ich zu der Zeit keinen Verein hatte und selbst nicht so genau wusste, wo ich stehe. Insgesamt konnte ich zwei Jahre lang kein Regionalliga-Spiel bestreiten. Trotzdem hat mich meine Familie zu der Zeit ganz massiv unterstützt, damit der Traum vom Fußballprofi nicht platzt. Mit ihrer Hilfe habe ich es dann tatsächlich geschafft, mich zurückzukämpfen. Der Wadenbeinbuch war dann während meiner Zeit in Essen, wodurch die Situation etwas anders war: Ich hatte ein gutes Umfeld und die Sicherheit, dass der Verein gemeinsam mit mir an meinem Comeback arbeitet. Somit hatte ich während der Reha gedanklich etwas mehr Ruhe. Trotzdem war es natürlich eine harte Zeit. Aber ich habe eigentlich bei beiden Verletzungen von Anfang an daran geglaubt, dass ich noch stärker zurückkomme. Und so war es dann auch! 

WIR PROFIS: Auch abseits des Platzes legst du großes Engagement an den Tag, beispielsweise im VDV-Spielerrat. Wie kam es dazu? 

Daniel Heber: Den ersten Kontakt mit der VDV hatte ich damals, als ich auf der Suche nach einem Studienplatz war. Heinz Niggemeier (Anm. d. Red.: Geschäftsführer der VdV Wirtschaftsdienste GmbH) hat mich bei der Suche unterstützt und in diesem Zuge bin ich dann auch Mitglied der VDV geworden. Ich habe schnell ein gutes und enges Verhältnis zur Spielergewerkschaft entwickelt, bin mittlerweile auch im Spielerrat vertreten. Dort tauschen wir uns in festgelegten Zeiträumen über wichtige Themen, die uns Profis betreffen, aus und setzen uns für die Wünsche der Spieler ein. 

WIR PROFIS: Das Thema „Karriere nach der Karriere“, das dich selbst sehr beschäftigt, spielt dabei sicher auch eine Rolle? 

Daniel Heber: Ja, ich finde es wichtig, sich noch während der Profilaufbahn ein zweites Standbein aufzubauen. Das habe ich erstmals nach meiner schlimmen Verletzung 2014 gemerkt und angefangen, für den Eignungstest des Sportmanagement-Studiums zu lernen. Wenn wir Profis ganz ehrlich mit uns sind, dann kannst du mit dem Gehalt als Fußballer zwar gut leben, die meisten von uns werden aber nach ihrer Karriere nicht ausgesorgt haben. Das Privileg besitzen nur einige Kicker der ersten Profiligen. Deshalb ist es sehr wichtig für mich, mein Sportmanagement-Studium bis zum Ende meiner aktiven Karriere beendet zu haben – auch, wenn das hoffentlich noch ein paar Tage in der Zukunft liegt (lacht). 

Ähnliche Artikel:

Donnerstag, 2. Mai 2024 Die aktuelle Ausgabe von WIR PROFIS ist da!

Freitag, 5. April 2024 Weniger Risiken eingehen 

Donnerstag, 28. März 2024 Keine Angst vor dem Neuanfang 

Freitag, 22. März 2024 Glück im Frühling – und im Unglück 

Dienstag, 19. März 2024 Plädoyer für die zweiten Mannschaften 

Werde jetzt VDV-Mitglied:

Weil bei uns der Spieler als Mensch zählt!

Deine Vorteile

Mitgliedsantrag