Weil bei uns der Spieler als Mensch zählt!
Tipps zur Sporternährung
Expertin warnt vor zu viel Zucker und unregelmäßigen Mahlzeiten
Ob Gels in der Halbzeitpause oder Eiweißriegel nach dem Spiel: Sporternährung hat im Profifußball längst ihren festen Platz. Doch wie sieht eine fundierte Versorgung eigentlich aus und wann ergeben Nahrungsergänzungsmittel wirklich Sinn? Nadine Hauwe arbeitet als Ökotrophologin beim VDV-Gesundheitspartner „medicos.AufSchalke“ und weiß, worauf es bei der Ernährung im Leistungssport ankommt. Im Interview mit WIR PROFIS spricht sie über bewährte Prinzipien, häufige Fehler und individuelle Empfehlungen für Spieler.
WIR PROFIS: Frau Hauwe, wie heißt es so schön: Du bist, was du isst. Was bedeutet dieser Spruch für Fußballprofis, insbesondere in unmittelbarer Vorbereitung auf ein Spiel?
Nadine Hauwe: Der Fokus vor einem Spiel liegt ganz klar auf der richtigen Energiebereitstellung. In erster Linie durch Kohlenhy-drate. Ziel ist es, die Glykogenspeicher möglichst vollständig zu füllen, idealerweise wird schon in den Tagen vor dem Spiel darauf hingearbeitet. Darüber hinaus sollte auf eine ausreichende Flüssigkeits- und Mineralstoffversorgung geachtet werden. Wichtig ist, nichts Neues auszuprobieren, sondern auf Vertrautes zu setzen, gerade vor dem Spieltag.

WIR PROFIS: In der Bundesliga gibt es inzwischen häufiger Spieler, die in der Halbzeit Gels oder Riegel konsumieren. Was halten Sie davon?
Nadine Hauwe: Das ist absolut sinnvoll! Gerade bei Spielsportarten wie Fußball, in denen hohe Intensitäten über längere Zeiträume gefordert sind, helfen solche Produkte, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten. Gels und Riegel liefern schnell verwertbare Kohlenhydrate in kompakter Form, das ist magenfreundlich und effizient. Aber auch hier gilt: Die Verträglichkeit muss individuell getestet und trainiert werden.
WIR PROFIS: Und wie sieht es direkt nach dem Spiel aus?
Nadine Hauwe: Nach dem Spiel geht es vor allem darum, die Glykogenspeicher wieder aufzufüllen. Dazu eignet sich eine Kombination aus Kohlenhydraten und Eiweiß. Während direkt nach dem Spiel noch leichte, schnell verfügbare Lebensmittel im Vordergrund stehen, kann der Sportler ein bis zwei Stunden später auch wieder zu vollwertigen Mahlzeiten mit Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten greifen.
WIR PROFIS: Wie sollte die Ernährung generell über die Tage vor dem Spiel aussehen?
Nadine Hauwe: Eine abwechslungsreiche, ausgewogene Ernährung mit guter Makronährstoffverteilung ist entscheidend – also Kohlenhydrate, Eiweiße und gesunde Fette in einem vernünftigen Verhältnis. Gerade außerhalb der akuten Belastung sollten auch Nahrungsqualität und Vielfalt im Fokus stehen. Das ist oft eine Herausforderung, weil viele Spieler zwischen Reisen, Training und Spielen wenig Zeit für Mahlzeiten haben.
WIR PROFIS: Gibt es besondere Empfehlungen für vegetarisch oder vegan lebende Spieler?
Nadine Hauwe: Grundsätzlich gelten die gleichen Empfehlungen. Allerdings gibt es einige Nährstoffe, die bei veganer Ernährung kritisch sein können, zum Beispiel Vitamin B12, Eisen, Kalzium oder Vitamin D. Auch die Eiweißzufuhr sollte überprüft werden. Das heißt aber nicht, dass automatisch supplementiert werden muss. Erst eine Laboruntersuchung und ein Blick auf den Speiseplan zeigen, ob wirklich Bedarf besteht.
WIR PROFIS: Nahrungsergänzungsmittel sind bei vielen Spielern beliebt. Welche Rolle spielen sie aus Ihrer Sicht?
Nadine Hauwe: Der Grundsatz lautet ganz klar: Food First. Nahrungsergänzungsmittel sind kein Ersatz für eine durchdachte Ernährung. Sie können aber dann sinnvoll sein, wenn ein nachgewiesener Mangel besteht oder ein gezielter Mehrbedarf vorliegt – zum Beispiel durch hohe Belastung oder wenig Zeit für Mahlzeiten. Wichtig ist, dass die Präparate individuell abgestimmt sind, unter ärztlicher oder ernährungsfachlicher Begleitung.
WIR PROFIS: Gibt es No-Gos, also Dinge, die ein Spieler grundsätzlich meiden sollte?
Nadine Hauwe: Hochverarbeitete Lebensmittel, zu viel Zucker, unregelmäßige Mahlzeiten – das sind typische Fehler, die Leistungsfähigkeit und Regeneration negativ beeinflussen. Auch Alkohol, insbesondere in der Regenerationsphase, ist kontraproduktiv. Was Nahrungsergänzungsmittel angeht: Sie sind nicht auf Wirksamkeit geprüft und können sogar problematisch sein. Hier ist Vorsicht geboten.
WIR PROFIS: Welche Informationsquellen können Spieler nutzen, um sich unabhängig zu informieren?
Nadine Hauwe: Am besten ist eine persönliche Beratung durch zertifizierte Ernährungsfachkräfte, idealerweise in Abstimmung mit dem Mannschaftsarzt. Wer sich selbst weiterbilden möchte, findet erste seriöse Infos etwa bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung oder beim Deutschen Institut für Sporternährung. Aber gerade im Spitzensport ersetzt keine Quelle die individuelle Betreuung.
WIR PROFIS: Neben dem Essen ist auch das Trinken ein weiterer Punkt. Wie wichtig ist die Flüssigkeitszufuhr?
Nadine Hauwe: Extrem wichtig und oft unterschätzt. Ein Fußballer sollte gut hydriert ins Spiel gehen, weil es während des Spiels nur wenige Trinkmöglichkeiten gibt. Die Flüssigkeitszufuhr sollte also bereits vor dem Anpfiff konsequent mitgedacht werden.
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