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Von Magdeburg in die Eredivisie
Amara Condé über die lohnende Erfahrung im Ausland
Mit seinem Wechsel zum SC Heerenveen in die niederländische Eredivisie ging für Amara Condé ein Traum in Erfüllung. Zuvor hatte der ehemalige deutsche U-Nationalspieler mit guineischen Wurzeln als Kapitän und Spielmacher des 1. FC Magdeburg für Furore in der 2. Bundesliga gesorgt. Im Interview mit WIR PROFIS schwärmt der gebürtige Freiberger nun von einem besonderen technischen Spielstil und von der hohen Lebensqualität in den Niederlanden.
WIR PROFIS: Amara, was hat dich im letzten Jahr bewogen, als amtierender Kapitän des 1. FC Magdeburg in die Eredivisie zu wechseln?
Amara Condé: Ich hatte wirklich schöne und erfolgreiche Jahre in Magdeburg, allerdings habe ich mein ganzes Leben lang in Deutschland gespielt und hatte immer nochmal vor, ins Ausland zu wechseln. Das war mein persönliches Ziel, um das Gefühl zu haben, dass ich das Maximum aus meiner Karriere herausgeholt habe. Der SC Heerenveen war tatsächlich schon ein Jahr zuvor an mir interessiert, schließlich kam der Wechsel aber erst 2024 zustande. Neben dem Faktor Ausland war auch die Liga selbst ein Reiz. Die niederländische Eredivisie hat viel Prestige und eine starke Tradition. Ich bin mittlerweile auch im besten Fußballeralter angekommen und fühle mich bestens. Da musste ich diese Chance einfach nutzen. Das Gesamtpaket hat hier auch gestimmt und ich bin aktuell total zufrieden im Verein!
WIR PROFIS: Wie lebt es sich denn jenseits der deutschen Grenze?
Amara Condé: Grundsätzlich sind unsere Nachbarn, vor allem die Niederlande, Deutschland doch relativ ähnlich, gerade weil die beiden Länder so nah beieinander liegen. Aber es gibt natürlich schon Unterschiede: Hier ist alles ein bisschen flacher gebaut und das Land ist deutlich kleiner, das merkst du sowohl an den Autobahnen als auch an der Geschwindigkeit, die hier gefahren wird (lacht). Aber die Niederländer sind auch einfach super, super herzlich. Ich lebe nicht direkt in Heerenveen, da wir hier leider nichts gefunden haben. Die Wohnungssituation in den Niederlanden ist oftmals leider schlimmer als in Deutschland. Stattdessen wohnen wir in Almere, was zwar eine Dreiviertelstunde von Heerenveen entfernt ist, dafür aber direkt am Meer liegt, was ich so in meiner Karriere natürlich auch noch nicht hatte. Beklagen kann ich mich also nicht (lacht). Im Gegenteil: Es ist wunderschön.
WIR PROFIS: Welche Unterschiede sportlicher Natur sind im Vergleich zu deinen bisherigen Stationen in Deutschland auffällig?
Amara Condé: Ich finde, in der Eredivisie merkt man, dass in der Breite viel mehr Teams bemüht sind, fußballerisch mitzuhalten. Das ist schon ein Unterschied zur 2. Bundesliga, wo du viele Mannschaften hast, die hauptsächlich über die Physis kommen. Wobei man auch sagen muss, dass ich mich mit meinem eher technisch geprägten Spielstil in Magedeburg sehr gut aufgehoben gefühlt habe. Das passte einfach sehr gut zu dem Fußball, den Christian Titz hat spielen lassen. Und hier hast du das – bis auf ein paar Ausnahmen – eigentlich bei allen Teams. Die wollen nur eins: Fußball spielen, Fußball spielen und nochmal Fußball spielen. Dafür gehen die Leute hier ins Stadion und das ist auch die Einstellung, die von allen gelebt wird. Das merkst du von der ersten Sekunde an.
WIR PROFIS: Nun bist du schon fast eine Saison in Heerenveen. Wie bewertest du deine erste Spielzeit in den Niederlanden?
Amara Condé: Wenn man sich meine Einsatzzeiten ansieht, könnte man auf die Idee kommen, dass ich den Schritt vielleicht bereue, aber das ist nicht der Fall. Im Gegenteil: Ich bin den Weg ja bewusst gegangen, um neue Erfahrungen zu sammeln und weiter zu lernen. Ich bin immer noch in einem super Fußballeralter und abgesehen von der Verletzung am Anfang der Saison lief es für mich eigentlich optimal. Die Verletzung damals hat mir natürlich wehgetan, aber auch sowas gehört dazu. In der Vorbereitung hatte ich mir einen Stammplatz erarbeitet, die Verletzung hat mich da wieder zurückgeworfen. Auch wenn es dazu geführt hat, dass ich nicht die Anzahl der Spiele gemacht habe, die ich mir gewünscht hätte. Ich habe hier trotzdem ein wirklich gutes Standing, sowohl im Klub als auch innerhalb der Mannschaft, und kriege auch eine super Wertschätzung von allen Seiten. Für mich geht es jetzt einfach darum, da wieder in einen guten Rhythmus zu kommen, auch noch in dieser Saison. Ansonsten wird dann halt nächste Saison so richtig durchgestartet. Und ich kann bis hierhin sagen, dass die Erfahrung sich für mich und für meinen Lernprozess auf jeden Fall gelohnt hat!
WIR PROFIS: Was sind denn deine und eure Ziele für die restliche Saison?
Amara Condé: Wir als Verein haben natürlich ganz klar das Ziel, die Playoffs zu erreichen. Das ist auch kein Geheimnis und das wäre für den Klub wirklich top. Heerenveen hat früher schon europäisch gespielt und will unbedingt dahin zurück. Und wir sind in einer guten Position, um das auch erreichen zu können. Für mich persönlich geht es wie schon erwähnt darum, wieder in den Rhythmus zu kommen und meinen Startplatz zurückzubekommen.
WIR PROFIS: Du warst immer Führungsspieler, vor allem auch in Magdeburg als Kapitän. Hast du diesen Anspruch auch in Heerenveen?
Amara Condé: Auf jeden Fall, das hat sich der Klub sicher auch irgendwo so gewünscht. Das ist auch das, was ich mit der Wertschätzung meine: Die Mannschaft schaut auf mich, die Spieler schauen auf mich und die Trainer ebenso. Auch zu der Zeit, als ich den Jungs aufgrund meiner Verletzung nicht auf dem Platz helfen konnte. Ich kann und will also Einfluss nehmen, um dem Team und meinen Mitspielern zu helfen. So bin ich also ganz automatisch wieder in die Führungsrolle hineingerutscht. Oder sagen wir besser: in eine der Führungsrollen.
WIR PROFIS: Wirst du der VDV weiterhin die Treue halten, auch wenn du jetzt im Ausland unter Vertrag bist?
Amara Condé: Auf jeden Fall! Ich stehe mit der VDV in Kontakt seit ich in Deutschland Fußball spiele. Gott sei Dank hatte ich das Glück, noch nie zwingend auf eure Hilfe angewiesen zu sein. Aber ich weiß, dass ich mich auf euch verlassen kann, wenn es doch mal der Fall sein sollte. Es gibt ja leider mehr als genug Profis, die diese Hilfe brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen. Egal ob sie vereinslos sind oder nach einer Verletzung den Anschluss suchen. Das ganze Konzept der Spielergewerkschaft finde ich einfach mega und ich bin der Meinung, dass man das in irgendeiner Art und Weise noch viel größer ausbauen und unterstützen sollte.
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