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BVB-Torwart Alexander Meyer 

Immer auf den Ernstfall vorbereitet 

Bei Borussia Dortmund fand im Sommer ein kleiner Umbruch statt: Nuri Şahin ist der neue Cheftrainer und auch andere Positionen auf und neben dem Platz wurden neu besetzt. Eine Konstante jedoch ist geblieben: BVB-Torhüter Alexander Meyer, der bereits seit 2022 für die Borussen spielt und jüngst seinen Vertrag bis 2026 verlängert hat. Im Gespräch mit WIR PROFIS berichtet er von den Herausforderungen seines Alltags als Ersatztorwart – und davon, wie er sich schon früh in seiner Karriere mit einem Plan B auf alle Eventualitäten vorbereitet hat. 

WIR PROFIS: Hey Alex, ihr seid mit einem neuen Trainer und vielen weiteren personellen Änderungen in die Saison gestartet. Es wirkt fast schon wie ein kleiner Neustart nach der letzten Bundesliga-Saison. Was habt ihr euch als Mannschaft vorgenommen und was sind deine Ziele für diese Saison? 

Alexander Meyer: Das große Ziel ist es, wie auch schon in den Jahren zuvor, einen Titel zu holen. In den letzten beiden Jahren waren wir jeweils sehr nah dran, zuerst im Rennen um die deutsche Meisterschaft und danach in der Champions League. Das waren tolle Reisen und Erfahrungen. In der Bundesliga blieben wir mit dem fünften Platz zuletzt weit hinter unseren Erwartungen und auch unseren eigenen Ansprüchen zurück. Damit können wir als Spieler und Verein nicht zufrieden sein, der BVB muss weiter vorne stehen. Unser Anspruch ist es jedes Jahr, um die Meisterschaft mitzuspielen. Und noch so eine Saison in der Champions League würden wir hier in Dortmund natürlich auch gerne mitnehmen (lacht). 

WIR PROFIS: Wie verlief das Trainingslager in Bad Ragaz und der Übergang in die Saison? 

Alexander Meyer: Ein neuer Cheftrainer sorgt immer für Veränderungen: Während des Trainingslagers haben wir schon eine Entwicklung gesehen, gerade was die neue Spielidee von Nuri betrifft. Andererseits arbeiten wir ja auch schon ein halbes Jahr mit ihm, daher ist es auch kein kompletter Neustart. Jeder Trainer hat eine andere Spielidee. Daran haben wir bereits im Trainingslager und in der Vorbereitung gearbeitet. Im Trainingslager kamen auch noch viele Nationalspieler aufgrund der Europameisterschaft erst später dazu, aber jetzt, wo endlich alle Spieler an Bord sind, machen wir nochmal deutlichere Fortschritte. Das gibt uns für die neue Saison ein gutes Gefühl. 

WIR PROFIS: Du hast jetzt kürzlich deinen Vertrag bis 2026 verlängert. Was sind die Gründe dafür und könntest du dir vorstellen, sogar auch darüber hinaus weiterhin in Dortmund zu spielen? 

Alexander Meyer: Aktuell fühle ich mich mit meinen 33 Jahren körperlich so gut wie noch nie. Hinzu kommt: Als Torwart kannst du ein bisschen länger spielen als ein Feldspieler. Wie gesagt: Im Moment fühle ich mich sehr gut und kann mir gut vorstellen, mindestens noch vier bis fünf Jahre auf diesem Niveau zu spielen. Das ist der Grund, warum ich stets an meinem Körper arbeite, um möglichst lange auf dem Platz bleiben zu können. Dadurch, dass mich Verletzungen gerade am Anfang meiner Karriere immer wieder zurückgehalten haben, kann ich so ja vielleicht noch ein paar Jahre wieder aufholen und hinten dranhängen (lacht). Für mich war es eine große Freude, als der Verein wie schon im letzten Jahr wieder mit der Vertragsverlängerung auf mich zukam. Und man muss sagen: Die zwei Jahre, die ich hier verbracht habe, sind nun wirklich nicht die klassischen Spielzeiten eines Ersatztorhüters gewesen. Ich habe einige – und vor allem auch wichtige – Spiele spielen dürfen. Nicht nur in der Bundesliga, auch in der Champions League. Das allein war schon Anreiz genug, ein weiteres Mal zu verlängern und dann vielleicht auch endlich einen Titel mit dem BVB zu gewinnen, nachdem wir jetzt zwei Mal ziemlich nah dran waren. 

WIR PROFIS: Wieso bist du damals nach Dortmund gegangen? Es gab doch sicherlich Angebote für dich als Stammtorhüter? 

Alexander Meyer: Es gab noch ein anderes Angebot eines Bundesligisten, der mir einen offenen Konkurrenzkampf versprochen hat. Als dann aber das Angebot von Borussia Dortmund kam, musste ich nicht zwei Mal überlegen. Borussia Dortmund ist für mich einer der größten Vereine in Deutschland und auch in Europa. Sogar darüber hinaus, wie ich jetzt auch schon bei unseren internationalen Trainingslagern in den USA und Asien gesehen habe. Mit Anfang 30 die Chance zu haben, in der Champions League zu spielen, konnte mir kein anderer Verein anbieten. Natürlich möchte ich am liebsten immer spielen, aber bei so einem großen Verein unter Vertrag zu stehen, insbesondere da ich auch nicht mehr der Jüngste bin, ist eine riesige Chance. 

WIR PROFIS: Du kamst aus der Jugend des HSV und bist erst relativ spät in den Spitzenbereich aufgestiegen. Was war der Grund für deinen etwas verzögerten Karrierestart? 

Alexander Meyer: Bevor ich überhaupt Profi geworden bin, hatte ich schon drei schwere Verletzungen, zwei Schulter-Operationen und eine Knie-Verletzung, die mich zweieinhalb Jahre gekostet haben. Das war alles so im Alter von 19 bis 23, wo man karrieretechnisch ja eigentlich den nächsten Schritt machen muss. Deswegen bin ich aktuell schon froh, dass mein Körper das alles so gut mitmacht. Durch die vielen Verletzungen wurde ich brutal zurückgeworfen und bin auch erst im Alter von 26 Jahren wirklich Profi geworden. Ich habe mich entsprechend schon früh in dieser Zeit auf einen Plan B vorbereitet. Ich habe nebenbei ein Fernstudium absolviert und erste Erfahrungen als Juniorentrainer gemacht. Der Plan war klar: Selbst, wenn es mit dem aktiven Fußball nicht geklappt hätte, wollte ich dem Sport trotzdem treu bleiben. Mental war das damals nicht einfach, davon profitiere ich aber inzwischen. Jede Verletzung prägt einen körperlich wie auch mental. Und gerade als Torhüter ist es ja nicht unwichtig, die Ruhe zu bewahren. Aus den Verletzungen konnte ich rückblickend also auch etwas Positives mitnehmen. 

WIR PROFIS: Es gehört zur Natur der Ersatztorhüter, dass sie grundsätzlich immer sofort bereit sein müssen, wenn sie gebraucht werden. Es fällt auf, dass du in diesen Momenten stets viel Ruhe und Sicherheit ausstrahlst. Was ist das Besondere daran, wenn man oftmals eben nur vereinzelte Spiele macht und dann aber unmittelbar zu 100 Prozent da sein muss? 

Alexander Meyer: Das ist jedes Mal eine Challenge. Dieser Prozess beginnt für mich schon im Training beziehungsweise auch bei der persönlichen Einstellung. Ich gehe jede Trainingswoche und auch jedes Training so an, als würde ich am Samstag spielen. Das hilft mir sehr, auch, wenn ich dann oftmals eben doch nicht spiele. Ich muss einfach immer so trainieren, als würde der Ernstfall lauern. Sonst könnte ich den Schalter gar nicht so schnell umlegen. 

WIR PROFIS: Dein Aufbauspiel wird immer als eine deiner größten Stärken genannt. Wie hast du daran gearbeitet oder war es einfach schon immer so, dass du gut am Ball warst? 

Alexander Meyer: Als ich noch kleiner war, habe ich gerne im Feld gespielt. Ich wollte nie ins Tor, wenn ich in der Freizeit gekickt habe. Nebenbei habe ich früher zudem noch Torwarttraining gegeben, um mir ein bisschen Geld dazuzuverdienen. Wenn du da 300 bis 400 Bälle in zwei Stunden aufs Tor schießt, ergibt es Sinn, die Beine abzuwechseln. Generell habe ich aber auch bei meinem eigenen Training schon immer darauf geachtet, auch mit meinem schwachen Fuß zu spielen. Beim HSV in der Jugend hat Richard Golz, mein erster Torwarttrainer, ebenfalls großen Wert darauf gelegt. Heute kommt mir das zugute, denn in vielen Systemen, gerade bei den großen Vereinen, ist man als Torwart oft der elfte Feldspieler. 

WIR PROFIS: Du hast vorhin bereits deine Verletzungszeit erwähnt und dass du schon vieles getan hast, um einen Plan B in der Schublade zu haben, falls es notwendig werden sollte. Gerade für uns bei der Spielergewerkschaft ist das ein sehr wichtiges Thema. Wie wurdest du auf die VDV aufmerksam? 

Alexander Meyer: Das war sogar wirklich in Zusammenhang mit meinen Verletzungen und Operationen. Da hätte ich jederzeit auf die Unterstützung der VDV, sei es in Sachen Plan B oder sogar vielleicht über das VDV-Proficamp, zurückgreifen können. Ich hatte aber das Glück, dass ich nach der Verletzungszeit schnell wieder Fuß fassen und an meinem Plan A weiterarbeiten konnte. Trotzdem war es gut zu wissen, dass da Ansprechpartner sind, die dir jederzeit Unterstützungen geben, wenn du sie brauchst. Und selbstverständlich bin ich auch Leser des Magazins, in dem ich immer viele Informationen zu aktuellen Themen 
bekomme. 

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