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Zwei Jahre „Meldestelle Sportmanipulation“

Die Integrität des Sports wahren, den Wettbewerb schützen

Im Sommer 2022 wurde die unabhängige „Meldestelle Sportmanipulation“ eröffnet, über die anonyme Hinweise zu möglichen Sportwettbetrugsfällen eingereicht werden können. Zwei Jahre später zieht Prof. Dr. Rainer T. Cherkeh, Fachanwalt für Sportrecht und Hauptansprechpartner für Hinweisgeber, ein „durchweg positives“ Zwischenfazit.

Die Manipulation des Wettbewerbs stellt eine der größten Bedrohungen für die Integrität des Sports dar – nicht nur im Fußball. Deshalb hat sich die Bundesrepublik Deutschland mit Unterzeichnung der sogenannten Macolin-Convention – dem Übereinkommen des Europarates, sich gegen Spielmanipulationen zu engagieren – dazu verpflichtet, die Glaubwürdigkeit, Transparenz und Fairness dieser Wettbewerbe zu schützen. Auf diesem Fundament wurde im Rahmen der sechsten Sitzung der „Nationalen Plattform zur Bekämpfung der Manipulation von Sportwettbewerben“ im Mai 2022 die „Meldestelle Sportmanipulation“ gestartet.

In Ergänzung zu ähnlichen Angeboten, etwa dem Projekt „Gemeinsam gegen Spielmanipulation – Spiel kein falsches Spiel!“ von DFL und DFB oder dem Ombudsmann der Fußballverbände, besteht damit eine weitere Möglichkeit, Hinweise auf Verdachtsfälle von Sportwettbewerbsmanipulationen einzureichen. Im Anschluss wird der Fall durch die Meldestelle – im staatlichen Auftrag inhaltlich umgesetzt durch die Rechtsanwaltskanzlei KERN CHERKEH Rechtsanwälte Partnerschaft mbB, die über umfassende Erfahrung und Expertise im Sportrecht und Sportstrafrecht verfügt – eingehend geprüft und weiterbearbeitet.

Wie kann ich Hinweise auf mögliche Sportwettbetrugsfälle melden?

Das Meldesystem ist so unkompliziert wie flexibel: Grundsätzlich hat der Hinweisgeber verschiedene Wege, seinen Verdachtsfall zu melden. Der einfachste führt über die Website www.meldestelle-sportmanipulation.de beziehungsweise das Portal www.bkms-system.net/sportmanipulation. Dort kann er seine Meldung vollständig anonym in einer gesicherten technischen Umgebung abgeben und zudem eine Postbox für spätere Rückfragen einrichten. Verzichtet er auf die Postbox, kann er nicht mehr direkt kontaktiert werden, allerdings auch keine Nachfragen oder zusätzliche Informationen mehr einreichen. Eine weitere Möglichkeit ist, die technische Umgebung bewusst zu umgehen und sich direkt bei der Rechtsanwaltskanzlei zu melden.

Ergibt sich aufgrund der Meldung eines Hinweisgebers der Verdacht einer Straftat, so wird dessen Meldung – sofern er dem zugestimmt hat – von der Kanzlei den Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden übergeben. Sollte sich aus der Meldung hingegen kein Verdacht auf eine Straftat ergeben, diese aber dennoch werthaltig erscheinen, wird der Hinweis an den zuständigen Sportverband weitergegeben (sofern der Hinweisgeber dazu sein Einverständnis erklärt hat).

Anlässlich des zweijährigen Bestehens der Meldestelle sprach WIR PROFIS mit Prof. Dr. Rainer T. Cherkeh über die Funktionsweise und die bisherigen Erfolge des Tools.

WIR PROFIS: Herr Cherkeh, die „Meldestelle Sportmanipulation“ wurde vor knapp zwei Jahren eröffnet. Welche Bilanz ziehen Sie?

Rainer Cherkeh: Eine durchweg positive! Im ersten Jahr nach dem Start im Mai 2022 waren bereits 20 Meldungen aus den verschiedensten Sportarten und Ligen bei der „Meldestelle Sportmanipulation“ eingegangen. Dies war eine fast identische Frequentierung wie bei der Einführung des Online-Meldesystems der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) im Jahr 2015/2016, bei dem es um Hinweise zu Dopingsachverhalten ging.

WIR PROFIS: Wie viele Hinweise sind im zweiten Jahr hinzugekommen?

Rainer Cherkeh: Im März 2024 belief sich die Anzahl der seit dem Start bei der „Meldestelle Sportmanipulation“ eingegangenen Hinweise auf 55. Der Trend zeigt mit der zunehmenden Bekanntheit der Meldestelle somit nach oben. Dennoch sind hier noch viele ungenutzte Potentiale.

WIR PROFIS: Zum Beispiel?

Rainer Cherkeh: Bislang hat insbesondere nur ein geringer Teil der Sportorganisationen (Bundesfachverbände, Landesfachverbände, Landessportbünde) über deren Medien und Kanäle auf die Existenz der „Meldestelle Sportmanipulation“ aufmerksam gemacht. Wenn dies in Zukunft weiter ausgebaut wird, was notwendig ist, werden uns voraussichtlich noch deutlich mehr relevante Hinweise zu dem Phänomenbereich „Sportmanipulation“ erreichen.

WIR PROFIS: Wie gut funktioniert das Meldesystem, also die Kombination aus technischem Web-Meldesystem, Postbox und direktem Kontakt zur Rechtsanwaltskanzlei?

Rainer Cherkeh: Die unterschiedlichen Meldewege funktionieren einwandfrei und sind für Hinweisgeber niederschwellig. Dies gilt sowohl für den ersten Hinweis als auch – wenn seitens des Hinweisgebers gewünscht – für den weiteren Austausch, zum Beispiel bei Rückfragen unsererseits oder bei Rückfragen seitens der staatlichen Ermittlungsbehörden zu Details der Hinweise. Gleichermaßen gilt dies in Konstellationen, bei denen der Hinweisgeber sich nicht sicher ist, wie ein Sachverhalt straf- oder sportrechtlich einzuordnen ist. Auch für solche Fälle ist die „Meldestelle Sportmanipulation“, auch aufgrund der besonderen Expertise im Sportrecht, kompetenter Ansprechpartner und Berater für Hinweisgeber.

WIR PROFIS: Aus welchem Bereich gehen die meisten Hinweise ein und was sind das für Fälle?

Rainer Cherkeh: Ein Schwerpunkt sind bislang die Mannschaftssportarten, und zwar ligaübergreifend. Auch zu Einzelsportarten sind bei uns bereits zahlreiche Hinweise eingegangen. Die Palette der Sachverhalte ist dabei sehr vielfältig und reicht zum Beispiel von der Bedrohung oder Nötigung von Schiedsrichtern über die Meldung von „Fantasie-Ergebnissen“ von Spielen, die tatsächlich aber niemals stattgefunden haben, bis hin zu dem Verdacht manipulierter Spiele im In- und Ausland – teils mit und teils ohne Bezug zu Sportwetten.

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