Weil bei uns der Spieler als Mensch zÀhlt!
Andreas Luthe und Robin Himmelmann im Interview
Task-Force war âein Schritt nach vorneâ
Ein Jahr nach Veröffentlichung des zusammenfassenden Ergebnisberichts der DFL-Task- Force âZukunft ProfifuĂballâ, in dem insgesamt 17 Handlungsempfehlungen formuliert wurden, hat die DFL ein erstes Zwischenfazit gezogen. Wir sprachen mit den VDV-Task- Force-Mitgliedern Andi Luthe (Union Berlin) und Robin Himmelmann (KAS Eupen) ĂŒber das bislang Erreichte.
WIR PROFIS: Robin und Andi, ihr seid die zwei aktiven VDV-Vertreter in der DFL Task-Force âZukunft ProfifuĂballâ. Welche der Themen aus dem Ergebnisbericht seht ihr auf einem guten Weg, wo gibt es Nachholbedarf?
Robin Himmelmann: Beim Thema Nachhaltigkeit hat sich einiges getan, auch, wenn noch nicht alle Aspekte zu 100 % konkretisiert wurden. Ich bin aber optimistisch, dass das in den kommenden Wochen und Monaten weiter Fahrt aufnehmen wird. Zumal uns die jĂŒngsten weltpolitischen Ereignisse deutlich vor Augen gefĂŒhrt haben, wie abhĂ€ngig wir in Energiefragen sind. Das gilt auch fĂŒr den FuĂball, der ja beispielsweise beim Thema Strom und MobilitĂ€t einiges an Ressourcen verbraucht.
Andi Luthe: Wobei das Thema nicht ausschlieĂlich unter ökologischen Gesichtspunkten diskutiert wurde, sondern auch wirtschaftliche Nachhaltigkeit beinhaltete. Zum Beispiel, dass Klubs auch bei Ausfall von TV-Geldern genug RĂŒcklagen haben, um ihre Mitarbeiter und Spieler zu bezahlen. Bei diesem Thema sehe ich noch Verbesserungspotenzial. Ansonsten haben wir es sehr begrĂŒĂt, dass der FrauenfuĂball so eine zentrale Rolle in der Task-Force eingenommen hat und seine Professionalisierung nun stark vorangetrieben wird.
WIR PROFIS: FĂŒhlt ihr euch als Profis durch die Task-Force in angemessener Weise sportpolitisch eingebunden?
Andi: Dass Robin und ich die aktiven Profis bei den GesprĂ€chsrunden vertreten durften, war definitiv ein Schritt nach vorne. Ich fĂ€nde es allerdings schade, wenn es das jetzt gewesen wĂ€re. Ich denke, Robin und ich sind diese Aufgabe sehr professionell angegangen und haben gezeigt, dass wir ein guter GesprĂ€chspartner sind. In meinen Augen wĂ€re es daher sinnvoll, die GesprĂ€chsrunden fortzufĂŒhren, vielleicht sogar in regelmĂ€Ăigen AbstĂ€nden.
Robin: Das sehe ich auch so. Die Sitzungen mit Spielern und DFL-Vertretern liegen schon eine Weile zurĂŒck und seitdem waren wir nicht mehr allzu stark in den Diskurs eingebunden. Ich denke, es ist im Interesse aller, dass wir als Spieler â die ja quasi das ausfĂŒhrende Organ sind â die Dinge so gut wie möglich mittragen.
WIR PROFIS: Seit kurzem hat die VDV zudem die Möglichkeit, zwei aktive Spieler in die DFB-Rechtsorgane (Sport- und Bundesgericht) einzubringen. Andi, du wirst fortan als Mitglied im DFB-Bundesgericht sitzen. Ein weiterer Vertrauensbeweis von DFL und DFB?
Andi: Auf jeden Fall! Und ein weiterer konsequenter Schritt in Sachen Interessensvertretung der Spieler. Ich glaube, dass die DFL durchaus registriert hat, dass Robin und ich die Profis sehr seriös vertreten haben und ein guter GesprĂ€chspartner sind. Damit haben wir den Grundstein fĂŒr einen dauerhaften Dialog mit Aktiven gelegt, den es jetzt weiterhin einzufordern gilt. Es mĂŒssen ja nicht zwingend immer wir beide sein.
Robin:Â Zumal wir nicht Teil der Task-Force sind, um maximalen Profit fĂŒr uns rauszuschlagen, sondern weil wir wollen, dass der deutsche ProfifuĂball in eine positive Zukunft blickt.
WIR PROFIS: Apropos Zukunftsszenario: Die Task-Force zeichnet fĂŒr das Jahr 2030 ein Bild, in dem die Bundesliga âeiner der attraktivsten Medieninhalte Deutschlands mit globaler Ausstrahlungâ sowie âin allen Tabellenregionen spannendâ ist. An diesem Punkt sind wir aktuell ehrlicherweise noch nicht â wie lĂ€sst sich das Ă€ndern?
Robin: GrundsĂ€tzlich sollte der Fokus weiterhin auf einer sehr guten Ausbildung im Jugendbereich liegen. Wobei die Bundesliga auch fĂŒr auslĂ€ndische Stars ja nach wie vor attraktiv ist; schlieĂlich spielen mit Robert Lewandowski, Erling Haaland und Patrick Schick aktuell drei der besten StĂŒrmer der Welt bei uns. Aber natĂŒrlich ist es wichtig, dass wir den Wettbewerb aufrechterhalten beziehungsweise an der Tabellenspitze wieder stĂ€rken.
Andi: Das ist ein heikles Thema, das auch in den GesprĂ€chsrunden der Task-Force heiĂ diskutiert wurde: Einige Klubs haben sich in den letzten Jahren einen groĂen Wettbewerbsvorteil erwirtschaftet beziehungsweise durch sportliche Leistung verdient, sodass die Spannung nun darunter leidet. Aber wollen wir jetzt regulatorisch eingreifen und beispielsweise den FC Bayern dafĂŒr bestrafen, dass es andere Klubs weniger gut hinbekommen haben? Schwierig.
WIR PROFIS: Zuletzt stand das Thema Playoffs als möglicher Lösungsansatz zur Debatte - wie steht ihr dazu?
Robin: Ich bin in dieser Frage tendenziell eher Traditionalist, wobei ich grundsĂ€tzlich schon der Meinung bin, dass man auch vermeintlich unverĂ€nderliche Dinge wie den Wettbewerbsmodus ĂŒberdenken darf.
Andi: Der Sport entwickelt sich immer weiter. Generell ist doch die einzige Konstante in unserer Welt die VerÀnderung (lacht).
Robin: Ich habe aber meine Zweifel, ob Playoffs der richtige Ansatz sind. Ich sehe die negativen Aspekte ja hier in Belgien: Stand jetzt ist die Saison ab dem 10.04. fĂŒr mich vorbei, wĂ€hrend andere noch sechs Wochen weiterspielen. AuĂerdem garantiert dir niemand, dass der Ausgang am Ende anders ist. BrĂŒgge hat beispielsweise letztes Jahr fast alle Playoff-Spiele verloren, ist aber trotzdem Meister geworden, weil sie sich durch die vorher gesammelten Punkte â die ja sogar noch halbiert wurden â bereits einen sehr groĂen Vorsprung erarbeitet hatten.
Andi: Der Modus mĂŒsste grundsĂ€tzlich gut durchdacht sein. AuĂerdem sollte der Hauptantrieb einer solchen VerĂ€nderung die Steigerung der AttraktivitĂ€t fĂŒr die Fans sein. Wenn die Zuschauer Playoffs annehmen und die Stadien voll sind â gut. Wenn es aber so weit geht, dass irgendwelche Entscheidungsspiele plötzlich in Saudi-Arabien stattfinden, um auch noch den letzten Euro rauszupressen, wĂ€re das aus meiner Sicht die falsche Entwicklung.
WIR PROFIS: Auch eine Gehaltsobergrenze fĂŒr Spieler wurde als möglicher Hebel fĂŒr positive VerĂ€nderungen genannt. WĂ€re das sinnvoll?
Andi: Aus unserer Sicht ergibt das nur Sinn, wenn es europaweit beziehungsweise auf UEFA-Ebene gelten wĂŒrde. Die Bundesligaklubs konkurrieren schlieĂlich europĂ€isch und sogar weltweit. Wenn man die SpielergehĂ€lter jetzt nur national begrenzt, machst du dich im wirtschaftlichen Wettbewerb ja eher schwĂ€cher als stĂ€rker.
Robin: Auch hier kĂ€me es stark auf die Art der Regulierungen an: FĂŒhrt man eine Obergrenze in Relation zum Klub-Etat ein? Dann wĂŒrde sich an den VerhĂ€ltnissen vermutlich nicht viel Ă€ndern. Legt man eine absolute Grenze fest? Und falls ja, gilt diese spielerbezogen oder als maximales Gesamtbudget? Das alles sind wichtige Fragen, die bei der Debatte ĂŒber Sinn und Unsinn einer Gehaltsobergrenze den Ausschlag geben können.
Andi: Genau â solange es hier keine konkreten AnsĂ€tze gibt, die öffentlich diskutiert werden können, sollte man sich mit pauschalen Schlagworten wie âGehaltsobergrenzeâ aus meiner Sicht zurĂŒckhalten.
WIR PROFIS: Als VDV-Spielerratsmitglieder steht ihr fĂŒr SolidaritĂ€t und Zusammenhalt. Was ĂŒberwiegt bei euch aktuell, wenn ihr auf die Situation in der Ukraine blickt: Machtlosigkeit oder die Ăberzeugung, dass Sport als verbindendes Element auch helfen kann?
Andi: Ich finde, dass momentan in Europa eine groĂe SolidaritĂ€t gezeigt wird â nicht nur beim Sport, auch politisch und sozial. Die Einigkeit darĂŒber, dass in Europa Frieden herrschen soll, stimmt mich doch irgendwo hoffnungsvoll.
Robin: Wir sind alle immer noch ein bisschen fassungslos, ĂŒber das, was da passiert. TatsĂ€chlich werden sich aber auch einige sportpolitische Probleme ergeben, ĂŒber die wir bei der letzten VDV-Onlinesitzung bereits gesprochen haben: Was ist mit den vielen auslĂ€ndischen Spielern, die etwa in Russland laufende VertrĂ€ge haben, angesichts der Situation aber unbedingt so schnell wie möglich wechseln wollen? Hier warten ganz neue Herausforderungen auf uns, bei deren BewĂ€ltigung die DFL sicher mithelfen kann.