Wir Profis: Carsten, warum sind Präventionsschulungen im Bereich des (Glücks-)Spiels so wichtig für den Sport und die Klubs?

Dr. Carsten Thiel von Herff: Das Schlüsselwort lautet Prävention! Nur dadurch können wir Vorfälle wie Wettskandale oder Spielmanipulationen im Vorfeld verhindern, es also gar nicht erst dazu kommen lassen, dass die Glaubwürdigkeit des Sports untergraben wird. Dabei sind die Schulungen bei den Klubs ein Kernelement! Der DFB hat damit bereits 2010/11 in den Nachwuchszentren begonnen. Seit einigen Jahren ist die Präventionsveranstaltung auch verpflichtend für die Lizenzmannschaften der Klubs, was ein weiterer wichtiger Schritt war!

Wir Profis: Wie laufen die Schulungen genau ab?

Dr. Carsten Thiel von Herff: Es gibt verschiedene Schulungsformate: Durch Corona mussten viele der Veranstaltungen online stattfinden, seit dieser Saison sind wir bei den Klubs der Bundesliga und der 2. Bundesliga endlich wieder in Präsenz unterwegs. Die Seminare werden durch die Teambetreuer von der VDV und mich, den Ombudsmann, geleitet. Wir teilen uns dabei die Teams der Bundesliga und der 2. Bundesliga auf und führen jeweils 18 Schulungen durch. In der nächsten Saison wird dann getauscht: Dann ist die VDV ist bei allen Klubs zu Gast, die ich schon besucht habe – und umgekehrt.

Wir Profis: Wie zufrieden bist du mit der bisherigen Zusammenarbeit?

Dr. Carsten Thiel von Herff: Die Zusammenarbeit zwischen der VDV und mir funktioniert sehr gut! Wir planen sogar, die ein oder andere Veranstaltung auch mal gemeinsam durchzuführen. Und natürlich fühlt es sich sehr gut an, die Vorträge wieder in Präsenz zu halten; die Spieler, Trainer und Verantwortlichen zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen. Die Dynamik ist viel besser!

Wir Profis: Wie läuft die Koordination mit den Klubs und den Spielern?

Dr. Carsten Thiel von Herff: Für die Schulungen bereiten die Klubs einen Raum mit Medientechnik vor. Die Begrüßung ist immer freundlich und es ergibt sich das ein oder andere Fußballgespräch. Die Schulung selbst versuche ich auf eine Halbzeit, also 45 Minuten, zu begrenzen. Je nach Interaktionsfreudigkeit gibt es aber auch mal Nachspielzeit. Sowohl die Profis als auch die Jugendlichen in den Nachwuchsleistungszentren hören wirklich konzentriert zu und sind nicht etwa nebenbei am Handy. Man merkt einfach, dass sie es gewohnt sind, diszipliniert zu arbeiten. Natürlich gebe ich mir auch Mühe, das Thema möglichst spannend rüberzubringen. Dabei habe ich als Ombudsmann den Vorteil, dass ich – neben den präsentierten Inhalten – aus meiner täglichen Arbeit berichten und zahlreiche Anekdoten zum Besten geben kann.

Wir Profis: Worauf müssen Spieler beim Thema Spielmanipulation denn besonders achten?

Dr. Carsten Thiel von Herff: Ganz wichtig ist das vertraglich und in den Statuten festgelegte Wettverbot. Kurz zusammengefasst bedeutet es, dass Spieler nicht auf ihren eigenen Sport wetten dürfen! Die exakten Regeln zum Wettverbot sind etwas differenzierter, aber mit dieser Faustregel erspart man sich wirklich viele Probleme. Und das ist auch genau die Botschaft, die wir bei den Schulungen rüberbringen wollen. Genauso wichtig ist die Meldepflicht: Spieler, Trainer, Manager etc. müssen jeden Versuch der Manipulation, den sie mitbekommen, melden. Als zentrale Meldestelle dafür gibt es mich als Ombudsmann. Die Meldung kann aber auch intern im Klub abgegeben werden, der dann wiederum mit mir in Kontakt treten sollte. Sofern die Meldung relevant ist, leite ich sie an die DFL oder den DFB weiter – je nachdem, in welchem Wettbewerb die versuchte Manipulation stattgefunden hat.

Wir Profis: Wie hilfst du als Ombudsmann bei Fragen und Problemen?

Dr. Carsten Thiel von Herff: Ich bin als Ansprechpartner immer da, wenn es Probleme gibt. Das gilt für Hinweise auf Spielmanipulation, Hinweise auf Einflussnahmen oder ganz allgemeine, ungewöhnliche Dinge rund um den Fußball. Wichtig ist: Ich bin die Stelle außerhalb der DFL und des DFB. Ich kann mir also alles in Ruhe anhören und sozusagen einen „sicheren Hafen“ bieten, da ich als Rechtsanwalt der Schweigepflicht unterliege. Ein weiterer wichtiger Punkt: Wer mich kontaktiert, kommt seiner Meldepflicht nach und ist damit, etwa bei Match-Fixing-Angelegenheiten, automatisch entlastet.